Bild: Keith Allison
Es gibt dutzende Arten von Cheerleading, wenn man alle Nischen und Subkategorien einrechnet. Ich werde hier keine detaillierte Liste aufstellen, sondern die wichtigsten und für uns relevantesten zusammenfassen. Diese Arten von Cheerleading werden vor allem in Amerika in dieser Form betrieben.
„Professional Cheerleading“
Der Name dieser Art von Cheerleading ist etwas irreführend, da nämlich die meisten Cheerleader (mich eingeschlossen) das professionelle Cheerleading nicht als Teil des Sports sehen. Professionell bedeutet hierbei nur, dass es als „Profession“, also als bezahlter Job ausgeübt wird. Hier findet ihr die jungen Frauen, die bei der NFL in knappen Outfits auf dem Spielfeld stehen und auch für Bademodenkalender posieren.
Die meisten All Star und Schul-Cheerleading Teams werden nur ungern mit professionellen Cheerleadern in Verbindung gebracht und arbeiten daran, sich von ihnen zu distanzieren. Das liegt nicht nur daran, dass solche Teams normalerweise nur aus Tänzerinnen bestehen, die keine schwierigen Stunts oder Tumbling beherrschen, sondern auch an den fundemental anderen Werten, die in dem Sport wichtig sind. Ein perfekter Körper und ein hübsches Gesicht gehören zu den Anforderungen, um in einem professionellen Team aufgenommen zu werden, und es kann sehr gut der Grund für einen Rauswurf sein, wenn man zwischen den Saisons ein paar Kilos zugelegt hat. Schlussendlich interessiert sich das vorwiegend männliche Publikum bei den Spielen wahrscheinlich nicht für eine perfekte Pirouettentechnik, wenn es provokativ bekleideten Frauen beim tanzen zusieht.
Solche Kriterien gibt es in keiner anderen Form von Cheerleading; in den Teams werden die Mitglieder nach ihren athletischen Fähigkeiten bewertet und eingeteilt. Auch sind viele All Star Cheerleader noch minderjährig und sollen nicht so anzüglich präsentiert werden.
Beliebte professionelle Teams sind die Dallas Cowboys Cheerleader, die Miami Dolphins Cheerleader oder die Houston Texans Cheerleader. Versteht mich nicht falsch, ich sehe überhaupt nichts schlechtes darin, wenn Frauen ihren Traum verwirklichen und vor einem vollgepackten Stadion tanzen können; das ist toll, und sie trainieren täglich dafür. Nebenher machen sie oft auch wohltätige Arbeit, Hut ab dafür!
Es ist einfach nicht die Art Cheerleading, mit der wir in Verbindung gebracht werden wollen, und es ist auch nicht das, was wir in der Schweiz tun. Ein eins-zu-eins Vergleich zu „richtigem“ Cheerleading wäre wie ein direkter Vergleich zwischen Eiskunstlauf und Ballet; sicher haben sie Ähnlichkeiten, sie teilen auch gewisse Techniken. Trotzdem sind es definitiv zwei verschiedene Sportarten.
Performance Cheer (früher als Cheerdance bekannt)
Auch wenn es vielleicht ähnlich klingt: Diese Kategorie sollte auf keinen Fall mit professionellem Cheerleading verwechselt werden. Performance Cheer ist schon lange Bestandteil der offiziellen Cheer Weltmeisterschaften. Diese Teams gehören meist keinem anderen Sportverein an und sind deshalb nicht am Spielfeldrand zu finden. Viele Teams können aber für Auftritte an Anlässen gebucht werden.
Performance Cheer beinhaltet verschiedenste bekannte Tanzstile wie Jazz, Hip Hop, Ballett und Modern, aber auch das Cheer-eigene Pomdance. In den Routines sind diverse Tanztechnikelemente wie Cheer Jumps, Dance Jumps, Drehungen und Akrobatikelemente eingearbeitet, woraus schlussendlich ein ganz neuer Tanzstil entsteht. Teams können in verschiedenen Kategorien entweder zu zweit („Double Dance“) oder in einem Team von bis zu 24 Athletinnen antreten. Ich selbst bin kein Experte in dieser Art von Cheerleading, da ich selber nie getanzt habe, aber ich bin sicher dass die Eurodancers aus Zürich euch gerne mit mehr Informationen versorgen werden. Sie sind die unbestrittenen Meister des Performance Cheer in der Schweiz und konnten auch schon mehrere internationale Titel sichern.
School Cheerleading
Diese Kategorie ist recht breit gefächert, aber ich versuche sie kurz zusammenzufassen. Schul-Cheer ist eine Mischung aus Repräsentation an Spielen und „Pep Rallies“ und der athletischen Seite des Sports, der eher in Richtung All Star geht. Schulteams kombinieren Stunts, die vom Level her für ihr Alter geeignet sind, mit Tumbling, Cheers und Chants. So animieren sie das Publikum zum mitfiebern. Oft zeigen sie ihre Shows in der Halbzeit, mit denen sie auch an Cheer Meisterschaften teilnehmen können.
College und University Cheer bringen dieses Konzept auf ein neues Level mit sehr schwierigen Stunts und Pyramiden, doch die meisten Universitäten sind stärker auf die sehr aktive Wettkampfszene fokussiert. Viele Teams treten hier im Coed an, man sieht hier also auch viele männliche Cheerleader. Stunts und Pyramiden werden auf dem höchsten erlaubten Level (Level 6) ausgeführt und sind absolut spektakulär. Die meisten Teilnehmer haben einen Hintergrund im All Star Cheerleading und kommen deshalb schon mit sehr viel Können zum Tryout.
Der einfachste Weg, ein Schulteam zu erkennen, ist die Uniform: Sie repräsentieren die Schulfarben, haben oft ein Logo oder die Initialen der Schule auf der Brust und sind nie bauchfrei (im Gegensatz zu den meisten All Stars).
Hier ein paar bekannte Teams: University of Kentucky, University of Hawai’i und die University of Alabama.
All Star Cheerleading
Endlich, der Moment der Wahrheit: Die (aus mir schleierhaften Gründen) am wenigsten bekannte und doch nervenaufreibendste Art von Cheerleading. Klinge ich voreingenommen? Bin ich auch. Lasst euch vom Glitzer und den Mäschchen nicht täuschen. Das ist nur Verpackung für ein paar der besten Athletinnen, die ihr je gesehen habt.
Die All Stars zeigen Stunts, Tumbling, Sprünge und Pyramiden in einem unglaublichen Tempo. Hier werdet ihr keine Pompons und Textschilder finden – auch geschrien wird nur noch vom Publikum. Die All Star Vereine sind komplett unabhängig von anderen Sportvereinen und trainieren bis zu sechs mal die Woche nur aus einem Grund: Cheerleading Meisterschaften. Die Mitglieder sind meist etwa 4-18 Jahre alt, da sie nach diesem Zeitpunkt aus den meisten Kategorien herausaltern. Dann bleibt ihnen entweder der Ruhestand, ein Universitätsteam oder eines der open-age All Star teams, die aber nicht überall zu finden sind.
Da man All Star Cheerleading am besten mit Videomaterial beschreibt, hier ein paar meiner Lieblingsauftritte der letzten Weltmeisterschaften: Top Gun Large Coed, Rockstar Beatles, und World Cup Shooting Stars.
Ein Einblick in’s All Star Training gefällig? Seht euch die Trainingsvideos von Cheer Extreme an, oder probiert es mit der Youtube-Serie „Cheerleaders“ von AwesomnessTV!
Das war jetzt viel.
Ich weiss. Aber jetzt, wo wir alle möglichen Arten von Cheerleading kennen, sind wir bereit, nächste Woche in die Schweizer Cheer-Szene einzutauchen!