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„Sie muss einfach klein und beweglich sein, oder? Die muss ja nur oben stehen und gut aussehen.“
Im Gegensatz zu den oft unsichtbaren Back Spots ziehen Flyer ständig Aufmerksamkeit auf sich. Von ihnen wird erwartet, dass sie die schwierigsten Stunts einfach aussehen lassen, und dabei auch noch ein Lächeln auf den Lippen haben. Aber lass dich nicht von der Leichtigkeit täuschen, mit der sie sich durch die Luft bewegen. Dahinter steckt unglaublich viel Arbeit, und jeder Flyer muss genauso athletisch sein wie die Leute unter dem Stunt. Mit dem zusätzlichen Druck der Aufmerksamkeit, die auf sie gerichtet ist, ist das Flyer-sein kein einfacher Job.
Der mentale Teil
„Confidence is key“. Ein Flyer, der seinen Bases, dem Back Spot und sich selbst nicht blind vertraut, kann keine gute Performance abliefern. Sie dürfen nie nach unten schauen. Nicht mal dann, wenn sie fallen. Man kann sich schnell mal Sorgen machen, wenn die Bases ihren Griff am Fuss ändern, weil sie ihn nicht richtig erwischt haben, oder wenn der ganze Stunt wackelt weil sie ihre eigenen Füsse umsortieren müssen. Der Flyer steht zwei Meter über dem Boden und hat keine Ahnung, was da unten vor sich geht. Trotzdem darf er niemals Angst haben. Ein Flyer, der sich nicht komplett sicher fühlt, beginnt zu wackeln, schaut zum Boden oder rudert mit den Armen; all das kann ihn schnell zum Fallen bringen.
Zusätzlich zu all dem steht ein Flyer immer im Rampenlicht. „Tina ist an der Meisterschaft runtergefallen“, hört man zum Beispiel. Wer war Tinas Base, die den Fuss nicht erwischt hat und darum den Stunt fallen liess? Das weiss niemand mehr. Tina ist gefallen. Natürlich wissen wir Cheerleader, dass das nicht stimmt, und dass nie eine einzelne Person am Scheitern eines Stunts Schuld ist. Trotzdem muss ein Flyer damit umgehen können, dass das Publikum so denkt.
Sogar im Training sind Flyer oft die, die am meisten korrigiert werden. In vielen Stunts sind die Bewegungsabläufe für den Flyer am schwierigsten (im Vergleich zu Bases und Back Spot). Eine Base kann oft auch für neue Stunts Techniken brauchen, die sie in anderen Stunts bereits gelernt hat. Für einen Flyer ist aber fast jeder neue Stunt auch ein ganz neuer Bewegungsablauf. Bei Baskets zum Beispiel machen Bases und Back Spots immer dasselbe: Werfen, fangen. Für den Flyer bedeutet jeder neue Basket eine komplett neue Bewegung. Man braucht viel Willenskraft und mentale Stärke um mit konstanter Kritik umzugehen, auch wenn sie konstruktiv und gut gemeint ist.
Der körperliche Teil
Flyer sind meist kleiner als der Rest des Teams. Das ist aber nicht unbedingt eine Voraussetzung. Coaches tendieren dazu, einen grösseren Flyer mit mehr Körperkontrolle und -gefühl einem kleineren Flyer vorzuziehen, wenn dieser eine schlechtere Kopf-Körper-Verbindung hat. Ähnlich den Back Spots kann ein guter Flyer den Stunt sehr viel leichter machen, wenn er über die nötige Fitness und Technik verfügt. Wir nennen das „holding your own weight“ – sein eigenes Gewicht halten.
Hier ein paar Beispiele von guter Flyer-Technik:
Flyer brauchen überdurchschnittliche Stabilität und Rumpfkraft, um in Stunts nicht zu wackeln. Gleichzeitig benötigen sie Schnellkraft, um so rasch wie möglich nach oben zu kommen, was den Stunt leichter macht. Sie müssen offensichtlich auch sehr beweglich sein. Dabei darf aber der Kraftaspekt nicht aus den Augen verloren werden: Viele Flyer scheitern nicht an ihrer eigentlichen Beweglichkeit. Sie können gemütlich im Spagat sitzen und sich dabei noch auf ihr eigenes Bein legen. Trotzdem schaffen sie es nicht, eine Body Position zu ziehen (siehe Video), weil ihnen die Kraft dazu fehlt.
Ein gut trainierter Flyer kann zum Beispiel so aussehen:
Und nein, sie ist nicht einfach beweglich zur Welt gekommen. Das kann ich bezeugen.
Solch extreme Beweglichkeit kommt nicht von alleine, und zwei bis dreimal pro Woche im Training zu dehnen reicht lange nicht aus. Das muss täglich zuhause gemacht werden, genauso wie das Krafttraining, das jeder Cheerleader leisten muss, ganz egal auf welcher Position. Gute Flyer stecken viel Arbeit in das, was sie tun. Sie auf „klein, leicht und beweglich“ zu reduzieren, ist nicht fair und entspricht sicher nicht der Realität. Gute Flyer gehören zu den leidenschaftlichsten Athleten, die es gibt, und sie sind immer bereit, zusätzliche Arbeit zu leisten.
Noch eine Position ist übrig
Ich hoffe, ihr habt einen guten Einblick in die Arbeit der Flyer erhalten. Nächste Woche werden wir die Bases genauer unter die Lupe nehmen!