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Teamsport ist gut für die Sozialkompetenzen – das wissen wir alle. Gerade bei Kindern macht es einen grossen Unterschied auf die Entwicklung, ob sie in einem Einzel- oder Teamsport aufwachsen. Natürlich bringt beides Vorteile. Heute aber schauen wir uns an, weshalb genau Cheerleading die allerbeste Teamsportart ist wenn es darum geht, früh einen starken Charakter zu bilden.
Ein gemeinsames Ziel
Wenn man 25 Leute mit derselben Leidenschaft, derselben Hingabe und demselben Ziel auf eine Matte stellt, passieren grossartige Dinge. Man bildet eine Gemeinschaft – das Team wird zur zweiten Familie. Sie helfen dir durch schwere Zeiten und lachen mit dir, wenn du glücklich bist. In einer Saison können sich Freundschaften fürs Leben bilden.
Umgibst du dich mit Leuten, zu denen du aufsiehst, dann wirst du anfangen, ihre Einstellung und ihr Verhalten zu simulieren. Jeder Mensch macht das automatisch. In einem guten Team entsteht so eine Dynamik, in der jeder den anderen dazu ermutigt, die beste Version von sich selbst zu sein. Das Team kann dir helfen, Erfolg zu finden, und sie bauen dich auf wenn du traurig bist.
An die persönlichen Grenzen gehen
Eine Saison in einem erfolgreichen Team ist hart, mental wie physisch. Es werden immer 110% erwartet. Jedes Mitglied lernt, sich selbst zu pushen, sei dies nun in einem Workout, beim Kampf um einen Stunt oder beim Durchbrechen von mentalen Blockaden. Dein Team verlässt sich komplett auf dich, und dein Coach bringt dich zu deiner persönlichen Bestleistung. Diese motivierende Umgebung und deine eigene Überzeugung bringen dich ans Limit und zeigen dir, wie du deine Grenzen ausweitest. Die mentale Stärke, die du daraus gewinnst, wird dich ein Leben lang begleiten.
Ausdauer aufbauen
Nicht nur physische Ausdauer wird im Cheerleading aufgebaut. Wenn du dich für die Saison anmeldest und in eines der Leistungsteams in der Schweiz willst, gibt es kein Zurück mehr: Das Jahr wird fertig gemacht. Mittendrin ein Mitglied zu verlieren kann für ein Team das Ende der Saison bedeuten.
Jeder hat mal einen Moment, an dem er denkt: „Ich kann das nicht mehr.“ Cheerleading bringt dir bei, dich durch solche Momente zu boxen. Du wirst lernen, vorauszuplanen und dein Leben zu organisieren. So kann sich dein Team auch in stressigen Zeiten blind auf dich verlassen, und du wirst zum geschätzten Teammitglied.
Soziale Schwierigkeiten lösen
Wenn die Dinge nicht nach Plan verlaufen kann die Trainingssituation schon mal angespannt sein. Vielleicht hat jemand einen schlechten Tag, oder man kriegt einfach den einen Salto nicht hin, den man eigentlich schon lange kann. Vielleicht gibt es Probleme zwischen den Mitgliedern, oder du hast das Gefühl, dass du immer am meisten Kritik erhältst.
Die Turnhalle ist aber nicht der Ort für Zickereien. Die Person, mit der du ein Problem hast, könnte deine eigene Base sein – die Person, auf die du dich am meisten verlassen musst. Da gibt es keinen Platz für Misstrauen. Du wirst lernen, Probleme im Gespräch zu lösen, deine Gefühle offen auszudrücken und in hilfreichen Diskussionen Lösungen für deine Probleme zu finden.
Du könntest sogar mal in die Situation kommen, dass du dich mit dem Coaching nicht wohl fühlst. Dann ist der Verein das perfekte, sichere Umfeld, um zu lernen wie man „Vorgesetzten“ konstruktives Feedback gibt. Vor allem für junge Frauen, die sich bald zum ersten Mal in die Arbeitswelt stürzen, ist das eine wertvolle Fähigkeit.
Die Balance zwischen Teamwork und persönlicher Entwicklung
Obwohl man in jedem Training mit seinem Team zusammen neue Sachen erarbeitet, gibt es im Cheerleading viele einzelne Elemente. Tumbling, Jumps, Krafttraining und Stretching muss jeder für sich selbst lernen. Hier ist es wichtig, dass man sich auch selbständig Ziele setzen und diese verfolgen kann, ohne ständig Druck von Teammitgliedern zu bekommen. Wer sich entscheidet, ein bisschen mehr zu investieren, kann hier auch als Einzelperson einen Einfluss auf die Bewertung an der Meisterschaft haben. Wer hart genug arbeitet kriegt vielleicht sogar seine eigenen 5 Sekunden im Rampenlicht, weil er der einzige ist, der ein gewisses Element beherrscht.
Umgang mit Niederlagen
Das macht jetzt nicht ganz so viel Spass, aber diese Lektion ist genauso wichtig wie alle anderen. Als Cheerleader wird von dir erwartet, dass du dein Team in den Vordergrund stellst. Wenn du einen Sport suchst, in dem du dein Ego ausleben kannst, ist hier nicht der richtige Platz für dich.
Manchmal muss man harte Entscheidungen akzeptieren können. Ich erklär’s an einem Beispiel. Du hast ein neues Tumblingelement gelernt, an dem du super hart gearbeitet hast. Du willst es wirklich, WIRKLICH gerne an der Meisterschaft zeigen, aber es ist nicht so ganz konstant. Eine Woche vor Meisterschaft entscheidet dein Coach, das Element zu streichen, und natürlich bist du traurig und enttäuscht, vielleicht auch wütend. Aber wenn du es aus der Sicht des Teams siehst, macht es Sinn: Besser, das Element wird weggelassen, als dass du dabei hinfällst und die Gesamtwertung damit herunterziehst.
In solchen Momenten muss man eine Niederlage akzeptieren können. Das heisst aber nicht, dass das Thema damit gegessen ist. Nimm dir ein paar Wochen, korrigiere deine Technik, werde stärker, und versuch es nochmal. Cheerleading wird dir noch sehr oft in den Hintern treten, aber wenn du immer dranbleibst kommen diese schweren Elemente irgendwann. Und der Sieg wird noch viel süsser sein, wenn du dafür kämpfen musstest!
Sportliches Verhalten auch am Wettkampf
Der letzte Punkt, den ich gerne erwähnen möchte, ist das Verhalten von Cheerleadern an Meisterschaften. Ob du es glaubst oder nicht, wir fiebern mit allen anderen Teams mit – auch wenn sie unsere direkten „Gegner“ sind. Uns ist bewusst, dass sie genauso hart gearbeitet haben wie wir, und sie verdienen es, eine perfekte Performance zu haben.
Ausserdem gewinnt niemand gerne, nur weil das andere Team einen schlechten Tag hatte. Wir wollen gegen sie antreten, wenn sie in Hochform sind, damit wir wissen, wo wir stehen. Im Cheerleading lernt man, seine Konkurrenz für das zu schätzen, was sie ist: Die Ziellinie, die wir erreichen wollen. Oder vielleicht sind wir die Ziellinie für andere Teams – das liegt in unserer Hand.
Stell dich der Herausforderunge
Nicht jeder ist dafür gemacht, dem Druck eines Leistungsteams standzuhalten, und nicht jeder wird die Vorteile davon geniessen können. Aber all diese Situationen, in die der Sport seine Athletinnen reinwirft, lassen sich direkt aufs Alltagsleben übertragen, sei das in der Schule, im Job oder in persönlichen Beziehungen. Ich glaube fest daran, dass Cheerleading jeden dazu pushen kann, eine bessere Version von sich selbst zu werden, wenn sie ihr Herz in den Sport stecken.