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Diesen Post schreibe ich aus meiner persönlichen Perspektive als Coach. Ich habe über die Jahre einige Teams zusammengestellt, und andere Coaches in der Schweiz nutzen sicher andere Methoden. Ich glaube aber, am Ende suchen wir in unseren Athletinnen alle nach den gleichen Qualitäten. Wenn du die mitbringst, wirst du in jedem Team Erfolg haben. Coaches, wenn ihr anderer Meinung seid, lasst es mich in den Kommentaren wissen!
Vor-Info: Ich stelle meine Teams zwischen Meisterschaft und Sommerferien zusammen. Während dieser Zeit beobachte ich meine Mitglieder ganz genau. Auf diese Dinge achte ich besonders:
Motivation und Kommunikation
Ich erkläre allen Mitgliedern zu Anfang der Saison, was es heisst, in einem Leistungsteam mitzumachen. Nicht jeder möchte das, und das ist völlig in Ordnung – ich muss es nur wissen, damit ich alle richtig einteile. Sei ehrlich zu deinem Coach, wenn sie dich nach deiner Motivation und deiner Einsatzbereitschaft fragt. Sag nicht, dass du bereit bist, dreimal die Woche zuhause zu trainieren, wenn du eigentlich nur rumsitzt und Serien schaust.
Klare Kommunikation mit deinen Coaches ist ein absolutes Muss. Sonst gibt es Situationen, wo sie dich unnötig unter Druck setzen, obwohl du den Sport eigentlich gar nicht so ernsthaft betreiben wolltest. Überleg dir gut, ob du wirklich in ein Leistungsteam willst – mit allen Konsequenzen.
Sei coachbar
Wenn wir nur Mitglieder nehmen würden, die schon alles perfekt beherrschen, dann würden wir nie neue Talente entdecken. Was wir aber sehen müssen ist, ob wir dir überhaupt etwas beibringen können! Wenn deine erste Antwort auf eine Korrektur ist: „Ja ich konnte eben nicht weil…“, dann kann ich dir nichts beibringen. Du hast schon entschieden, dass du nicht glauben möchtest, dass du etwas falsch gemacht hast, da kann ich dich nicht mehr umstimmen.
Ja, vielleicht kommt es mal vor dass du in der Luft mit den Armen gewedelt hast, weil deine Base einen schlechten Grip hatte. Ich bin aber zu DIR gekommen, um DIR eine Korrektur zu geben, damit DU eine bessere Athletin wirst. Was der Rest deines Stuntteams macht, ist für dich nicht relevant.
Nimm Korrekturen ernst und setze sie um. Frag nach, wenn du nicht verstanden hast, was du ändern solltest, oder frag deinen Coach, ob er es dir auf eine andere Art erklären kann. Als Coach muss ich wissen, wieviel ich innerhalb eines Jahres aus dir rausholen kann. Das merke ich, indem ich sehe, wie gut du meine Kritiken annehmen und umsetzen kannst während der Tryout Phase.
Ich wähle in jedem Fall lieber die Athletin, die noch nicht viel kann aber coachbar ist, als die, die super toll ist aber nie den Fehler bei sich sieht. Der kann ich ja nichts mehr beibringen!
Korrigiere deine Teamkollegen nicht
Wenn es vom Coach nicht ausdrücklich gewünscht ist, ist es ein absolutes No-Go, wenn du deine Kolleginnen korrigierst. Dafür hast du einen Coach. Das einzige, was du damit erreichst ist, dass die anderen sich unwohl fühlen. Du sollst aber Freundschaften aufbauen, nicht andere verärgern. Du und dein Team, ihr werdet im Verlauf der Saison zur Einheit, nur so funktioniert Cheerleading. Mach es nicht kaputt, indem du anderen die Schuld zuschiebst, wenn etwas schief läuft.
Manchmal entscheidet ein Coach bewusst, etwas nicht zu korrigieren, weil er es vielleicht später im Detail anschauen will. Meist macht auch nicht nur eine Person etwas falsch, und wir versuchen, die zugrunde liegende Ursache zu finden. Sei geduldig und konzentriere dich auf das, was DU richtig machen musst. Die anderen machen ihren Teil. Wenn das Problem lange besteht, gehe vor oder nach dem Training auf deinen Coach zu und besprich es privat.
Sei ein Vorbild
Wenn du schon etwas mehr Erfahrung hast, kannst du aber trotzdem vieles machen, um deine Coaches und dein Team zu unterstützen. Andere sind am Quatschen, während der Coach etwas erklärt? Sag ihnen nicht, sie sollen gefälligst ruhig sein; sei einfach still und hör deinem Coach zu. Irgendwann merken es die anderen und folgen deinem Vorbild.
Wenn der Rest deines Stuntteams sieht, dass du coachbar bist und Korrekturen umsetzen kannst, werden sie das automatisch auch wollen. Sie sehen, dass du damit Erfolg hast und dass es deinem Coach Spass macht, mit dir zu arbeiten. Führe das Team mit dem, was du machst, nicht mit Vorträgen und Moralpredigten.
Vertrau deinem Coach
Du hast es nicht in das Team geschafft, in das du wolltest? Du glaubst, du bist viel zu gut für den Rest deines Stuntteams? Denk nochmal nach.
Meine erste Priorität als Coach ist es, ein starkes Team zusammenzustellen. Das heisst, dass ich oft erfahrene mit unerfahrenen Athletinnen mische. Neulinge lernen viel schneller, wenn sie mit „Veteranen“ zusammenarbeiten können. Vielleicht ist das deine Rolle dieses Jahr, und sie ist unglaublich wichtig.
Meine zweite Priorität ist es, dich über längere Zeit als Athletin aufzubauen. Wenn du noch zwei Jahre im Juniorenteam bist werde ich dich jetzt schon so platzieren, dass du alles lernen kannst, was du später als Senior brauchen wirst. Manchmal heisst das, dass ich dich zu den Basics zurückholen muss, oder dich in ein tieferes Level schicke.
Ein Beispiel: Du bist eine Base und beherrscht schon einige Level 5 Stunts. Du hast aber noch immer nicht gelernt, beim Stunten kein Hohlkreuz zu machen. Dann platziere ich dich vielleicht im Level 4, damit ich genug Zeit habe, dir das beizubringen. Wenn du nämlich so weitermachst und immer schwierigere Stunts machst, könntest du den Rest deines Lebens Rückenschmerzen haben. Deine Gesundheit ist mir wichtiger, als dich so schnell wie möglich in ein hohes Level zu bringen.
Zuletzt basiert die Platzierung auch immer auf deiner Fitness. Das ist das einzige, was du mitbringen musst. Dein Coach kann dir jeden Stunt beibringen, das ist sein Job. Wenn du aber nicht fit genug bist, um den Stunt so auszuführen, wie er dir beigebracht wird, dann bist du einfach noch nicht bereit für den Stunt. Fitness kann dir keiner beibringen, die musst du dir erarbeiten.
Also los!
Zeit, loszulegen! Geh so oft du kannst in die Turnhalle, sei coachbar, bilde Freundschaften in deinem Team und vertraue auf die Entscheidungen deines Coaches, auch wenn sie manchmal schwierig sind. Dann verspreche ich dir, dass du eine tolle Saison haben wirst.