Perfection before Progression – Wieso das Prinzip so wichtig ist

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Cheerleader auf der ganzen Welt hören es ständig: Perfection before Progression (=Perfektion vor Fortschritt). Aber was heisst das wirklich, und wieso sind Coaches so versessen darauf? Finden wir es raus!

Deine Gesundheit ist das Wichtigste

Cheerleading ist ein gefährlicher Sport und wird es auch immer sein. Wir können aber einige Massnahmen ergreifen, um das Training so sicher wie möglich zu machen. Eine davon ist, dass wir einen sauberen und langsamen Aufbau in der Schwierigkeit der Stunts machen. Du kannst Langzeitschäden in Schultern, Knien oder Rücken vermeiden, indem du an einer perfekten Technik arbeitest, und zwar bei den einfachsten Stunts. Das solltest du so lange machen, bis du automatisch jedes Mal perfekt stehst, ohne gross nachdenken zu müssen. Nur dann bleibt die Technik auch in schwierigen Stunts konstant.

Vertrauen bilden durch Berechenbarkeit

Einen schwierigen Stunt zum ersten mal zu machen kann einen schon mal nervös machen. Noch viel nervöser wird das Ganze, wenn der Flyer nicht so genau weiss, wo er hinfliegt wenn etwas schief geht, oder wenn die Bases nicht wissen, wie sie ihren Flyer sicher auf den Boden zurückbringen.

Das erste, was du wissen musst, wenn du einen neuen Stunt lernst, ist wie der Flyer sicher zurück auf den Boden kommt. Sei das ein Pop-Off, ein Sponge oder ein Cradle, was auch immer dein Coach dir beigebracht hat: Alle müssen es wissen, und du musst mit den einfachsten Stunts anfangen, es zu lernen. Lerne zu erkennen, an welchem Punkt ein Stunt ausser Kontrolle gerät und wie du ihn sofort auf den Boden bringst. Wenn alle wissen, wie sie reagieren müssen, fühlt sich jeder sicher. Dann können alle den Stunt ohne Angst und mit guter Technik ausführen, auch wenn er neu ist.

Bau dein Haus auf Stein, nicht auf Sand

Wenn du viel Zeit dafür aufwendest, einen Extension zu perfektionieren, heisst das nicht, dass du dabei nur einen Extension lernst. Du arbeitest gleichzeitig an 100 anderen Stunts. Cheer Techniken sind im Grunde genommen sehr einfach. Es wird jedesmal gedippt, gepusht, angespannt und gefangen; ob da jetzt noch eine Drehung oder ein Release dazukommt, macht für die Grundtechnik keinen riesigen Unterschied. Die meisten Stunts fangen mit einem simplen Show & Go an. Flyer springt rein, Bases dippen, es geht nach oben. Egal, was da nachher noch kommt; der Anfang ist immer ein Show & Go.

Du kannst entweder bei jedem neuen Stunt 5 Stunden Trainingszeit darauf verwenden, dass der Flyer gerade aufstehen kann und die Bases genug pushen, oder du kannst diese Zeit einmal aufwenden, um den Show & Go zu perfektionieren. Dann bleibt die Technik auch für alle anderen Stunts hängen. Was klingt sinnvoller?

Frustration im Training vermeiden

Du übst diesen blöden Full Up jetzt schon zum tausendsten mal, aber er ist immer noch nicht konstant. Ich glaube, an dem Punkt waren wir alle schon mal mit dem einen oder anderen Stunt. Dieser Frust muss nicht sein! Wenn du durch perfekte Progressions (einzelne Aufbauschritte) jedes kleine Einzelteil deines Stunts kennst, kannst du das Problem schnell identifizieren und aus der Welt schaffen. Oft musst du dafür eine Progression runtergehen.

Ein praktisches Beispiel

Du willst einen High to High TicToc lernen. Zuerst musst du also in eine Liberty, dafür brauchst du den einbeinigen Show & Go (sonst kommst du vielleicht gar nicht erst hoch). Dann muss die Liberty auf dem linken und dem rechten Bein sicher und ruhig stehen. Schlussendlich braucht es noch einen sauberen Push, der TicToc muss gefangen werden, und der Flyer muss an Ort und Stelle sein Bein wechseln können. Das sind die einzelnen Komponenten.

Wenn beide Liberties perfekt stehen, aber irgendwo während dem Beinwechsel klappt etwas nicht, kann das an zwei Komponenten liegen: Am Pushen und Fangen der Bases oder am Beinwechsel des Flyers. Also müssen wir die beiden auseinander kriegen. Die Bases können pushen und fangen üben, indem sie den Liberty pushen wie einen High to High TicToc und denselben Fuss wieder fangen, ohne eine Bewegung des Flyers. Der Flyer kann seinen Wechsel in einem Low to Low TicToc üben, wobei der Back sogar noch am Fussgelenk mitführen kann.

Hast du gemerkt, was wir gemacht haben? Wenn du alle Progressions beherrschst, kannst du auf ihnen herumturnen wie auf einer Strickleiter. Beim High to High TicToc hätten wir die Perfektion noch nicht geschafft, weil wir die Perfektion eine Stufe tiefer unten noch nicht hatten. Wenn wir die beiden Einzelteile des TicTocs üben, bis wir sie 10 von 10 mal stehen, können wir wieder einen Schritt höher gehen und uns nochmal an den High to High wagen. Die Technik hat sich schon auf der unteren Stufe ins Hirn aller Beteiligten eingebrannt, also brauchen wir dazu jetzt viel weniger Zeit.

Hab Geduld mit deinen Coaches

Ja, saubere Progressions können langweilig sein aber nur, wenn man falsch über sie denkt! Behalte immer im Hinterkopf, dass dein Coach nur versucht, dir den Rest der Saison so einfach wie möglich zu machen. Wenn der Stunt, an dem ihr gerade arbeitet, für dich eher einfach ist, dann konzentriere dich auf jedes Detail. Wo genau ist mein Körperschwerpunkt? Wohin fokussiere ich wann meine Blicke? Ist mein Bauch die ganze Zeit angespannt? Nutze diese Zeit und freu dich drüber! Besser, du lernst diese Dinge jetzt, als in einer Feuerwehrübung 2 Wochen vor Meisterschaft.

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