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Schaust du manchmal auch gewisse Leute an und denkst dir: «Wie kriegen die das alles unter einen Hut? Wie jonglieren sie Job, Studium, Freunde und Familie und haben trotzdem noch Zeit für fünf Trainings pro Woche, ohne dass sie durchdrehen?
Das frage ich mich auch ab und zu, und ich komme immer auf die gleiche Antwort: Solche Menschen sind normalerweise unglaublich diszipliniert. Aber wie schaffen wir das auch?
Disziplin ist für niemanden einfach
Zuerst müssen wir ein paar Dinge verstehen. Es mag vielleicht so aussehen, aber ein diszipliniertes Leben ist nicht einfacher für gewisse Leute – es ist nur so, dass für verschiedene Menschen verschiedene Dinge Disziplin brauchen. Ein persönliches Beispiel: Ich kann problemlos eine Stunde pro Tag Trainings und Workouts planen, das ist kein Problem. Ich muss aber meine ganze Disziplin aufwenden, um meine gebrauchten Kleider in den Wäschekorb zu werfen und nicht auf dem Stuhl zwei Meter daneben zu deponieren. Für viele wäre das viel einfacher als eine Stunde zu arbeiten, aber für mich ist es anders herum. Wieso?
Als ich angefangen habe, Trainings zu planen, brauchte ich auch Disziplin dafür. Es ist mir nicht immer leicht gefallen. Aber über die Jahre ist es einfach zur Gewohnheit geworden, und jetzt ist es überhaupt nicht mehr anstrengend, ich mache es einfach. Ich habe mir aber nie angewöhnt, meine Sachen in den Wäschekorb zu werfen, weshalb es mich jedes mal Überwindung kostet. Gewohnheit löst Disziplin ab. Das heisst nicht, dass alles plötzlich super einfach wird, aber es fällt einem definitiv leichter. Merken wir uns also: Andere sind nicht einfach mit Disziplin geboren, sondern haben mal genau wie wir angefangen und sich dann gute Gewohnheiten antrainiert.
Jeder hat seine Hürden
Frag mal eine Person, die du für sehr diszipliniert hältst, was sie normalerweise aufschieben. Nur so kriegst du ein ganzes Bild. Ich denke, ich bin eine recht produktive Person: Ich schreibe diesen Blog, coache Juniors und Seniors, bereite öfters mal meine Mahlzeiten vor und finde immer Zeit, daneben noch an Projekten zu arbeiten. Aber hier mal eine Liste von Sachen, die ich einfach nicht zustande kriege:
- Briefe öffnen
- Gewaschene Kleider falten (ich nehme sie einfach direkt vom Ständer)
- Irgendjemanden anrufen, egal wieso
- Kleider oder Schuhe kaufen (wirklich, alle meine Schuhe haben Löcher)
- Irgendetwas organisieren oder planen, das nicht Cheerleading ist
Vieles davon klingt für dich wahrscheinlich lächerlich einfach, aber ich schaffe es in 99% der Fälle nicht, mich dazu zu überwinden. Leute, die nie ein privates Gespräch mit mir führen und das nicht wissen denken vielleicht, ich sei überall so diszipliniert wie im Cheer, aber das stimmt definitiv nicht.
Mach dich nicht selber fertig
Nimm dir kurz Zeit und schreibe auf, worin du disziplinierter werden möchtest. Danach schreibst du auf, welche schlechten Angewohnheiten du hast, bei denen du dich unzufrieden und unproduktiv fühlst. Sagen wir mal, ich möchte 3 Workouts pro Woche machen und ich nerve mich immer ab mir selber, wenn ich wiedermal 4 Stunden nur Netflix geschaut habe, weil ich denke, ich habe diese Zeit einfach verschwendet.
Wenn ich jetzt sagen würde, mein Ziel ist es, weniger Netflix zu schauen, bringt mir das wirklich was? Ich hätte zwar mehr Zeit, aber wofür? Um mehr Youtube zu schauen? Ausserdem mag ich Netflix, und ich möchte nicht damit aufhören. Das will ich also nicht als Ziel.
Mein Ziel ist also: 3 Workouts pro Woche. Irgendwo muss ich Zeit hernehmen, um die zu machen. Aha! Ich bin ja immer so unzufrieden, wenn ich lange Netflix schaue. Also mache ich mir eine neue Regel: Netflix darf ich erst schauen, wenn ich mein Workout gemacht habe. So kann ich immer noch zwei Stunden rumgammeln, aber ich fühle mich nicht schlecht dabei.
Eine Gewohnheit nach der anderen
Natürlich hat jeder sein eigenes System, aber das hier funktioniert für mich super. Wenn ich mein Ziel mit Vollgas verfolge, wird es irgendwann einfacher: Natürlich mache ich heute ein Workout, das mache ich ja jede Woche! Es ist normal für mich, ich habe es mir angewöhnt. Jetzt bin ich bereit, das nächste Ziel zu verfolgen. Ich wähle mir also wieder eins aus, überlege mir, wo ich sonst noch Zeit verschwende und danach unzufrieden bin, und wiederhole den Prozess.
Wenn du dir mal ein Ziel gesetzt hast, musst du es gnadenlos verfolgen. Egal, was passiert, lass dich selbst nicht hängen. Hör dir epische Musik an, schau ein Motivationsvideo, mach was immer du brauchst um deinen Hintern zu bewegen. Wenn du einmal versagst, nimm das nicht als Ausrede, um aufzugeben oder nochmals zu versagen. Schmeiss nicht alles weg nur weil du einmal undiszipliniert warst! Das passiert jedem.
Gesundheit ist das Wichtigste
Um produktiver mit deiner Zeit umzugehen ist es wichtig, dass du gesund und happy bist. Schlafe genug, iss nicht zu viel Junk Food, trink genug und so weiter und so fort. Gib Acht auf dich, körperlich und mental. Psychische Probleme können noch viel verheerender sein als körperliche Symptome, und sie brauchen genau die gleiche Behandlung wie Infektionen oder Verletzungen.
Natürlich ist es normal, generell unproduktiv zu sein, Tage zu haben, an denen man überhaupt nichts erreicht, oder tagelang kein bisschen Motivation in sich zu haben. Das passiert halt, vor allem in den Teenager-Jahren. Wenn du aber merkst, dass du aussergewöhnlich lethargisch bist, Probleme beim Schlafen hast oder dich über eine lange Zeit nicht mal mehr für das motivieren kannst, was dir eigentlich immer Spass gemacht hat, besprich diese Symptome mit einem Arzt.
Leider ist dies für einige noch immer ein heikles Thema, aber es muss trotzdem gesagt werden: Mentale Gesundheitsprobleme nehmen immer mehr zu, vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen. Eine unbehandelte psychische Krankheit zu haben kann es unendlich viel schwieriger machen, disziplinierter und produktiver zu werden. Wenn du nicht mal von dem Problem weisst, dann wirst du dich ständig schlecht fühlen, weil du nicht vom Fleck kommst, obwohl du in der momentanen Situation vielleicht gar nicht so viel Einfluss darauf hast. Hab nie Angst davor, Unterstützung zu suchen.
Übernimm die Verantwortung dir selbst gegenüber!
Studien haben gezeigt, dass Menschen Ziele eher erreichen, wenn sie sie aufschreiben. Von denen, die ihre Ziele aufgeschrieben haben, investieren meist die mehr Zeit, die aber niemandem davon erzählen. Wieso? Na wenn du zu deinen Freunden gehst und ihnen verkündest: «Ich werde jetzt dreimal die Woche trainieren!», dann erhältst du schon ein Lob, bevor du überhaupt angefangen hast. «Oh, voll super, du machst Workouts! Gut gemacht!» Tatsächlich hast du dich aber noch keinen Meter bewegt. Schon ein Lob erhalten zu haben gaukelt aber deinem Hirn vor, dass du bereits etwas erreicht hast, und dein Unterbewusstsein fühlt sich weniger verpflichtet, noch mehr zu machen. Also schreib dir deine Ziele auf, steck sie in deine Brieftasche, und arbeite daran – still und leise. Und los!