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Am letzten Januar Wochenende fanden die ersten Skillsdays des Schweizer Nationalteams 2020 statt. Zu diesem Anlass waren am Samstag alle Juniors, am Sonntag alle Seniors der Schweiz eingeladen. Die ersten Skillsdays wurden bewusst offen gehalten und nicht nur auf potenzielle Nationalteam-Teilnehmer beschränkt, damit alle interessierten Athleten etwas lernen konnten. Nach dem Senior Skillsday am Sonntag konnte ich Head Coach Marion Gämperli und Assistant Coach Kira Perez noch ein paar Fragen zum Projekt Nationalteam stellen.
Wieso habt ihr euch entschieden, vom bisherigen System (ein einmaliger Try-out Tag) wegzukommen und neu solche Skillsdays zu veranstalten?
Wir wollten, dass sich mehr Athletinnen trauen, teilzunehmen. Ein einzelner Try-out Tag kann die Leute abschrecken, vor allem wenn wir vorgängig eine Liste rausgeben von den Skills, die wir gerne hätten. Oft kommen dann gute Teams nicht zum Try-out, weil sie etwas Spezifisches von der Liste noch nicht können, obwohl sie starke Athleten wären. Das wollten wir nicht mehr.
Zudem haben wir gemerkt, dass in der ganzen Schweiz das Cheerleading ein bisschen stehengeblieben ist oder sogar Rückschritte gemacht hat. Dagegen wollten wir etwas unternehmen. Deshalb haben wir das neue Nationalteam Programm so geplant, dass wir mit den Teams gemeinsam etwas aufbauen können, das anhält. Vor allem wollen wir auch mit den Junioren arbeiten, die ja bald unsere zukünftigen Seniors sein werden und den Sport vorantreiben müssen.
Ihr habt euch entschieden, das Junioren Nationalteam noch um ein Jahr zurückzuschieben. Was habt ihr mit den Junioren bis dahin vor?
Wir hoffen, dass wir auch den Junioren trotzdem noch zwei weitere Skillsdays anbieten können, um auf dem aufzubauen, was wir dieses Wochenende angefangen haben. So können sie sich auf eine zukünftige Teilnahme im Nationalteam vorbereiten, sei das nun als Junior oder als Senior.
Was erwartet ihr von den Athletinnen, die heute hier dabei waren? Was müssen Sie zum zweiten Skillsday mitbringen?
Sie sollen genau das üben, was wir heute mit ihnen angeschaut haben. Uns ist es wichtig, dass sie diese neuen Technik-Inputs umzusetzen lernen, damit wir alle auf dem gleichen Stand sind. Sie sollen auch unbedingt nachfragen, falls etwas unklar ist, und Initiative und Eigenverantwortung zeigen. Wir hoffen, dass wir beim nächsten Mal da weitermachen können, wo wir heute aufgehört haben, und nichts nochmal repetieren müssen.
Sie können euch also jederzeit kontaktieren, wenn sie Fragen haben?
Genau. Sie können sich jederzeit per E-Mail an nationalteam(at)swisscheer.ch wenden, Videos schicken und spezifische Fragen stellen. Das gilt übrigens auch für Teams oder Athletinnen, die sich noch nicht für das Nationalteam 2020 beworben haben, aber gerne in Zukunft mal an der ICU Weltmeisterschaft teilnehmen möchten. Je früher man mit der richtigen Technik beginnt, desto besser.
Worauf soll bei der Vorbereitung für den zweiten Skillsday am meisten geachtet werden?
Basics, Basics, Basics. Die Progressions, die wir heute zusammen angeschaut haben, sollen die Teams wirklich so lange üben, bis sie sie nahezu perfekt ausführen können. Das klingt zwar völlig offensichtlich, aber es bringt wirklich nichts, an Full Ups und Double Ups zu arbeiten, wenn der Extension noch nicht richtig steht. Genau dasselbe gilt für alle anderen Stunts auch, und wir hoffen, wir konnten heute vermitteln, wie wichtig diese Drills und Basics sind. Wir wünschen uns also, dass diese Dinge sauber und zuverlässig erarbeitet werden, damit wir danach in schnellen Schritten mit der ganzen Schweiz vorwärts gehen können.
Es haben sich über 20 Stuntteams für die Senior Skillsdays angemeldet. Wieviele können denn überhaupt aufgenommen werden?
Zuerst einmal möchte ich sagen, dass wir recht überwältigt waren, wie viele Anmeldungen reingekommen sind. Das zeigt uns, dass wir mit diesem System auf dem richtigen Weg sind.
Wir möchten gerne mit einem möglichst grossen Kader zu den Weltmeisterschaften gehen. Jetzt haben wir die Möglichkeit, aus so vielen Athletinnen wirklich die Besten rauszupicken und zu fördern. Das Ziel ist, dass wir ein Kader von ungefähr 32 Athletinnen haben, wobei das natürlich von vielen Einflüssen abhängig ist.
Wann beginnt ihr mit der Auswahl dieser ca. 32 Athletinnen?
Eigentlich haben wir damit schon angefangen. Wir beobachten während den 4 Skillsdays, wie die Leute arbeiten und wo die Stärken sind. Wir haben heute bereits Gruppen gesehen, die uns überrascht haben oder bei denen wir schon sehr gute Grundlagen gesehen haben. Wir lassen uns aber für die Auswahl wirklich noch Zeit. Unsere Erfahrung zeigt uns, dass die Gruppen, die zu Anfang sehr stark aussehen, nicht unbedingt zum Ende der Saison hin immer noch die besten sind. Wiederum gibt es Teams, die am Anfang eher schwächer aussehen, aber mit extrem viel Einsatz trainieren und so andere Teams überholen können. Am letzten Skillsday werden wir uns dann entscheiden, wen wir mitnehmen.
Was möchtet ihr den Personen mit auf den Weg geben, die sich jetzt noch nicht gemeldet haben, die aber gerne in Zukunft ins Nationalteam möchten?
Nochmals: Basics, Basics, Basics. Wir brauchen saubere Grundlagen, auf denen wir aufbauen können. Es bringt uns nichts, wenn ein Team mit mega-crazy Stunts kommt, die aber nur mit Glück stehen. Wir arbeiten lieber mit Teams, die mit wirklich soliden Grundlagen kommen und die an unseren Inputs hart arbeiten wollen. Dagegen verliert ein Stuntteam, das krasse Stunts kann aber nur mit genau DIESEM Grip und genau DIESEN Bases und nur mit ihrem eigenen Timing. Wir brauchen Athletinnen, die sich coachen lassen und Sachen schnell umsetzen können.
Schlussendlich läuft es auf das Investment der Athletinnen heraus. Geht immer zum Training, macht extra Trainings, gebt alles. Wenn ihr es nicht zu 100% wollt, wird es nicht funktionieren. Wenn ihr nicht wisst, was ihr üben sollt oder mit welcher Technik und welchem Grip, meldet euch per E-Mail und wir helfen euch gerne.
Danke euch beiden, Marion und Kira, und viel Erfolg weiterhin mit dem Allgirl National Team 2020!

Marion Gämperli

Kira Perez