Level 1: Starke Grundlagen, strenge Regeln

Lesezeit: 7 Minuten.

Ich wurde angefragt, ob ich nicht auch Level 1 und 2 Posts machen kann, und da ich selber nie mit diesen Levels gearbeitet habe ist das eine super Chance, wie wir zusammen etwas lernen können. Let’s go!

Ich werde auch hier die Informationen, die ich schon in vergangenen Posts geschrieben habe, nicht wiederholen. Am besten liest du also zumindest die ersten beiden, bevor du hier weitermachst:

  1. Glossar, Generelle Regeln, Tumbling generell, Spotter, Höhe der Stunts
  2. Wie man die richtige Regel findet, 3 Beispiele aus dem Regelwerk
  3. Level 3: Was ist erlaubt und was nicht & solltest du Level 3 oder 4 machen?
  4. Level 4: Was ist erlaubt und was nicht & solltest du Level 4 oder 5 machen?

Tumbling

Das ist erlaubt:

  • Vorwärts & rückwärts Rolle (immer im Kontakt mit dem Boden)
  • Rückwärtsrolle in den Handstand (Streuli)
  • Handstand
  • Back & Front Limber
  • Vorwärts & Rückwärts Bögli
  • Rad
  • Rondat
  • Block Rad 

Generell ist alles erlaubt, solange du ständig Kontakt mit dem Boden hast. Du könntest also auch ein Bögli mit Beinwechsel machen oder ein Helikopterrad – sogar einhändig. Das Regelwerk sagt nichts über Drehungen, also solange du immer am Boden bleibst sehe ich auch keinen Grund, wieso man nicht auch drehende Bögli machen könnte so wie in diesem Video. 

Rondats und Block-Räder sind die einzigen Ausnahmen der „Bleib-auf-dem-Boden“-Regel (Sprungrollen sind nicht erlaubt!). Du darfst den Rondat mit nichts verbinden (ausser ein Sprung mit halber Drehung auf einen Bauch-Cradle als Stunt-Eingang, das darf man). Wenn du aber Tumbling an deinen Rondat anhängen willst, musst du zuerst den Strecksprung landen und eine kleine Pause machen, bevor du weitermachst. Der Schwung des Rondats muss gestoppt werden.

Spotter

Jeder Flyer auf Prep Level muss gespottet werden. Zusätzlich braucht jeder „Floor Stunt“ einen Spotter. Das Glossar sagt uns, was genau das ist:

„Base liegt mit dem Rücken auf dem Boden und streckt die Arme vor sich aus. Ein Floor Stunt gilt als Waist Level Stunt.“

Das ist also sehr spezifisch und meint nicht einfach jeden Stunt, der nahe am Boden ist. Ein Beispiel ist in diesem Video bei 8:30min. Floor Stunting ist also eine Ausnahme bei den Spotter-Regeln, denn er ist Waist Level, und für alle anderen Waist Level Stunts (z.B. Thigh Stand) brauchen wir keinen Spotter. Es gibt eine ganze Liste von Clarifications und Exceptions in den Spotterregeln für dieses Level, also lies sie genau durch und schau dir auch deine Stunts im Glossar an um zu sehen, ob sie wirklich Waist Level sind. Wenn du nämlich zum Beispiel als Base auf dem Boden kniest und deine Arme über dem Kopf ausstreckst, dann gilt das immernoch als Extended Stunt, auch wenn der Flyer nicht so hoch in der Luft ist.

Das ist die Definition eines Waist Level Sutnts:

„Ein Stunt, dessen tiefste Verbindung zwischen Base und Flyer über dem Boden ist aber unter dem Prep Level, und/oder mindestens ein Fuss des Flyers unter Prep Level ist (wird an der Grösse und Position der Base gemessen). Beispiele für Waist Level Stunts sind: Base ist auf allen Vieren oder macht sich zu einem kleinen Ball. Ein Chair oder Shoulder Sit gilt als Prep Level Stunt, da der Verbindungspunkt zwischen Base und Flyer auf Schulterhöhe ist, und gilt somit nicht als Waist Level Stunt.“

Generelle Stunts

Hier die Definition des Wortes „Stunt“:

„Jedes Element, in dem ein Flyer von einer anderen Person über dem Boden gestützt wird.“

Das muss man vor allem im Level 1 im Hinterkopf behalten, weil die Spotter-Regeln so spezifisch sind. Wenn z.B. ein Backspot den Flyer kurz an der Hüfte greift und ein bisschen vom Boden abhebt, dann zählt das als Stunt und muss den Stuntregeln folgen.

Extended Stunts sind komplett verboten. Man darf die Extended-Position auch nicht durchlaufen (z.B. dürfen die Bases beim Elevato-Aufgang keinen hohen Bogen machen, sondern müssen die Füsse des Flyers etwa auf Nasenhöhe stoppen und den Elevator abstellen). Release moves, solange sie kein Dismount sind, sind ebenfalls verboten; es muss immer eine Base im Kontakt mit dem Flyer sein. Auch Inversions sind grundsätzlich verboten.

Einbeinige Stunts darf man grundsätzlich auf Waist-Level machen. Dabei kann man ganz viele Grips und Positionen nutzen, zum Beispiel:

  • Flyer steht in den Händen der Base (wie Sponge-Position)
  • Thigh-Stand
  • Base kniet auf dem Boden mit dem Po auf den Fersen, damit der Flyer auf beiden Oberschenkeln stehen kann
  • Base ist auf einem Knie und hat das andere Bein vor sich aufgestellt, damit der Flyer auf dem Oberschenkel nahe bei der Hüfte stehen kann
  • Auf allen 4en mit dem Flyer auf dem Rücken
  • Base ist auf den Knien und macht sich zu einem kleinen Ball mit dem Gesicht auf dem Boden, Flyer steht auf dem Rücken (Nugget-Position)
  • Ein Floor-Stunt (mit Spotter)

Wie in allen Levels ist es nicht erlaubt, dass die Base in einer Brücke ist und der Flyer auf ihrem Bauch steht. All die oben genannten Stunts kann man zweibeinig oder einbeinig machen, ohne dass man einen Backspot oder sonstigen Spotter braucht (ausser Floor-Stunt). Du kannst also dein halbes Team zu Flyern machen, die andere Hälfte zu Bases, und 12 Stunts gleichzeitig oben haben. Sogar mit Body Positions. Ziemlich cool!

Wenn du das ganze auf Prep-Level machen willst, brauchst du einen Spotter und eine zusätzliche Person für einen einbeinigen Stunt. Die zusätzliche Person muss den Flyer halten (Hand/Arm mit Hand/Arm verbunden) und zählt nicht als Spotter. Die Person und der Flyer müssen sich halten, bevor der einbeinige Stunt beginnt. Wenn du also einen Low-Liberty vom Boden aus machst, müssen sie sich schon vor dem Dip am Boden halten. Man kann den Low-Liberty mit einer oder zwei Bases machen, das macht keinen Unterschied, solange man einen Spotter (z.B. Backspot) und die zusätzliche Person hat. Für zweibeinige Stunts ist die zusätzliche Person nicht nötig, nur der Spotter muss da sein.

Drehende Stunts

Eine Vierteldrehung ist von überall und nach überall erlaubt. Das können entweder die Bases sein, die laufen, oder der Flyer selbst der sich dreht. Es gibt zwei Ausnahmen, bei denen eine halbe Drehung erlaubt ist: Nach einem Rondat darf der Flyer einen Strecksprung mit halber Drehung in einen Cradle in Bauchlage machen. Auch ein „½ wrap around stunt“ ist erlaubt (siehe Glossar, das ist eine Art Swing-Dance Bewegung). Die dritte Ausnahme, die im Regelwerk notiert ist, bedeutet eigentlich nur, dass wenn ein Backspot den Flyer an der Hüfte greift und der Flyer einen kleinen Hüpfer macht, der Backspot sie in eine halbe Drehung führen und wieder auf den Boden stellen darf. Das sieht man oft als Show-Effekt, bevor der Flyer in einen Stunt reinspringt.

„Fake“ Release moves

Wie schon erwähnt sind Release moves nicht erlaubt, aber das gilt nur, wenn der Flyer auch wirklich von allen losgelassen wird. Wir könnten aber z.B. einen „TicTock“ Stretch-to-Stretch auf dem Thigh Stand machen, wenn der Flyer das obere Bein zuerst abstellt, bevor sie das zweite Bein hochzieht. Das ginge sogar ohne Spotter, weil der Flyer ist ja nie „released“, sie hat immer Kontakt zur Base.

Basket Tosses

Sind nicht erlaubt.

Dismounts

Dismounts dürfen sich nicht drehen, auch nicht ¼ .

Gerade Cradles vom Prep-Level sind erlaubt und brauchen einen Spotter (Backspot). Man darf zum Beispiel einen Partner-Stunt „Hands“ machen mit einem Spotter und von dort aus einen Cradle, solange der Spotter die Kopf/Schulterregion des Flyers schützt.

Aber Achtung: Cradles von Waist-Level Stunts gelten als „Sponge Toss“ und sind, genau wie Basket Tosses, illegal. Du kannst also keinen Cradle aus dem Thigh Stand oder irgendeinem anderen Stunt auf der Liste oben machen.

Von Waist-Level Stunts darf man runterspringen bzw. runtergelassen werden und muss direkt auf dem Boden landen, ohne noch einen Trick zu machen. Dazu braucht man keinen Assist. Pop-offs aus dem Prep-Level sind ebenfalls erlaubt, müssen aber assisted (=abgebremst) werden.

Pyramids

Wie immer sind Pyramiden-Regeln zu spezifisch, um alle Skills aufzulisten, aber das sind die wichtigsten Punkte: Einbeinige Stunts sind extended immer noch nicht erlaubt, egal wie sie gehalten werden. Aber man darf zweibeinige extended Stunts machen, wenn sie korrekt gehalten werden. Dismounts darf man aber nur vom Prep-Level machen, also müsste man den extended Stunts erst runterziehen in den Elevator, bevor man einen Cradle macht.

In Level 1 Pyramiden kann man ganz viel mit Fake-TicTocks machen. Low-Libertys sind erlaubt, und solange man sie nicht tatsächlich released kann man viele kreative Übergänge mit verschiedenen Body Positions machen. Schau dir die Bracer-Anforderungen genau an, damit du sicher das Minimum erfüllst (meist Hand/Arm), aber du darfst auch noch mehr Bracer dazunehmen, wenn du damit ein cooles Bild machen kannst. Eine Arabesque zum Beispiel könnte zusätzlich noch jemand am Fuss halten. Die Bracer dürfen im Elevator, shoulder sit, flat back, straddle Lift oder Shoulder Stand sein – versuch, da mit verschiedenen Varianten zu arbeiten. (Notiz: Das Regelwerk erklärt den Begriff „Straddle Lift“ nicht, ich glaube dabei handelt es sich um einen V-Sit, aber das ist geraten)

Darum ist Level 1 super

Dieses Level ist praktisch komplett risikofrei, also eignet es sich ausgezeichnet für kleinere Kinder oder für Erwachsene, die noch keine Erfahrung mit dieser Art von Sport haben. Anders als bei allen anderen Levels ist das Gewicht des Flyers meist auf den Beinen der Base oder in sonst einer Position, die keinen Druck auf die Wirbelsäule ausübt. Das ist besonders wertvoll für Athletinnen mit schlechter Haltung und wenig Rumpfstabilität. Zudem wird der Flyer ab Prep-Level immer festgehalten oder mindestens gespottet, was das Fangen stark vereinfacht.

Für Flyer gibt es hier viel zu lernen: Balancieren, effizient in einen Stunt einsteigen, Body Positions auf beiden Seiten, sogar Tic-Tock Bewegungen. Es fehlt eigentlich nur das Drehen. Bases und Spotter können sich daran gewöhnen, das Gewicht eines Flyers zu tragen, wie man jemanden hält und balanciert, und sie können ihre Angst vor dem Fangen und Spotten verlieren. Sie entwickeln auch ein Bewusstsein für gute Haltung in Stunts, ohne sich um komplizierte Grips für Drehungen oder Release Moves zu kümmern.

Level 1 Tumbling umfasst bereits ein sehr breites Spektrum. Weniger bewegliche Athletinnen können an Rolle, Handstand, Rad und sogar Rondat arbeiten, während sie separat dehnen. Fortgeschrittene Tumbler mit mehr Beweglichkeit können sich an schwierigen Variationen von Rädern und Böglis versuchen, um ihr Körpergefühl, Timing, ihre Kraft und die Beweglichkeit weiter zu trainieren.

Alles in allem ist Level 1 eine wirklich starke Grundlage und ein super Start in den Sport für Kinder, aber auch für weniger sportliche Jugendliche und Erwachsene.

Share the passion!